Kroatien. Zagreb:Lebenslust aus der Lameng

4.10.2013

Croata – ein Schlips für Knopf und Kragen

Das hat man gern: gleich zum Auftakt eine Denksportaufgabe! Aber es stimmt: Die Krawatte ,stammt‘ aus Kroatien und heißt deshalb auch so: Croata! Dass man darauf nicht schon längst von alleine gekommen ist! Und dass Dalmatiner-Hunde nach der gleichnamigen Region im Süden des Landes benannt wurden, dürfte als deutliche schwarze Tupfen auf der Hand liegen! Und noch ein offenes Geheimnis: Kroatiens Hauptstadt Zagreb liegt wirklich nicht am Meer!

Da können Bucher von Unterkünften in Zagreb noch so vehement auf ,Zimmer mit Meerblick‘ beharren: sie haben naturgemäß schlechte Karten und Hotelbetreiber dort raufen sich die Haare, weil sie ihren Kunden zwar möglichst jeden Wunsch von den Augen ablesen, aber just dieser unerfüllbar bleibt: Zagreb liegt unverrückbar im Landesinneren. Für Ungeduldige sei vorweggenommen: Den nächsten Strand findet man eine nur anderthalbstündige Auto(bahn)fahrt entfernt am blauen adriatischen Meer. Die Kombi Stadt/Strand ist somit eine leichte Übung für Planer und ihre Gäste, die aus Mitteleuropa nach einem kurzen Flug in Zagreb einschweben.

Reizvolle geografische Lage

Zusammen mit den umliegenden Hügeln ergibt sich eine sanfte Topografie für nette Wohnlagen in puschelig grünen Hängen. Nicht sklavisch manikürte Parks mit altem Baumbestand innerhalb des ,Lenuzzischen Hufeisens‘ in der Stadt selbst und rücksichtsvoll restaurierte Barockgebäude in leuchtendem Denkmal-Gelb verschmelzen zu einer mildestimmenden optischen Melange ohne scharfe Kanten. Graue Relikte aus der sozialistischen Ära oder noch nicht renovierte architektonische Schätze schmuggeln sich dazwischen. Die meisten Hotels und Venues, Museen, Theater, Galerien, Clubs oder Casinos in der City sind innerhalb einer Viertelstunde zu erreichen, der Internationale Flughafen liegt 17 Kilometer entfernt. Zagreb hat aber auch einen veritablen Hausberg, den Sljeme, mit 1.035 Metern höchster Punkt des Medvednica-Gebirges, in idealer Nähe für urbane Skihaserln. Und eigentlich hat es doch ein Meer: den Jarun-See, Ende der 1980er eigens für einen internationalen Jugend-Sportwettbewerb angelegt und bis heute geschätztes Naherholungsbiet zum Schwimmen, Rudern, Joggen, Radeln und Minigolfen.

Zwischen Gornji Grad, Donji Grad und Kaptol

Zu Fuß ist man am besten unterwegs: Treppauf, treppab zwischen Ober- und Unterstadt (Gornji- und Donji Grad). Autos stören kaum: meist ist nur Anliegerverkehr erlaubt. Lustig auch der kurze Ritt auf der kleinen Zahnradbahn. Auf dem Weg zwischen ,oben‘ und ,unten‘ liegt das wunderbare Steinerne Tor Kamenita Vrata, das letzte aus dem Mittelalter verbliebene. In seinen offenen Bogen schmiegt sich still eine kleine Kapelle, viele Kerzen flackern im Halbdunkel, Menschen bitten um den Beistand der Mutter Gottes. Davon, dass die Gebete erhört werden, zeugen mit Danksagungen übersäte Wände. Sehr entzückend: Ein paar Meter vom Eingang entfernt das LAV Gallery Café und gleich gegenüber Zagrebs älteste Apotheke.

Eine schöne Stadt ist das! Sie lässt sich willig erkunden, hält immer wieder Überraschungen und verwunschene Winkel parat und ist völlig unprätentiös einfach sie selbst. Das traut sich nicht jede. Aber auch nicht jede besitzt k.u.k.-Charme bei südlichem Flair! In ,Kaptol‘ nahe der Kathedrale breitet sich täglich der farbenprächtige Grünmarkt Dolac aus, sonntags lässt sich auch noch das eine oder andere Schnäppchen auf einem Antik- und Flohmarkt ergattern. Orientierungspunkt Zagrebs ist der Ban-Josip-Jelačić-Platz (auch verkehrsberuhigt) mit dem Reiterdenkmal des gleichnamigen Nationalhelden. www.zagreb-convention.hr

Atmosphärisch: Und samstags auf die ,Špica‘

Rein in die hippen Klamotten, Haare hoch, Sonnenbrille auf, High-Heels an, raus auf die Gasse, sehen und gesehen werden, hier ein Käffchen, dort ein Schnäpschen, einen Flecken ,Štrukli‘ (Frischkäse-Quiche) oder eine ordentliche Portion Fleisch gegen den Hunger, so mag man das hier. Alles ist nah und hinter quasi jedem Häuserblock tut sich ein neues Meer (Meer!) von Sonnenschirmen über Myriaden von Café- und Restaurant-Tischen auf. Sie sind auch wochentags gut besetzt und jede ,Glaubensrichtung‘ schwört auf ihr angestammtes Lokal. Aber am Samstag, da geht die Post erst richtig ab: ,Špica‘ treibt all diese Aktivitäten noch auf die sprichwörtliche Spitze. Das Leben ist einfach zu kurz, um es freudlos verstreichen zu lassen. Kunst, Konzerte, Theater sind oft nur wenige Schritte voneinander und im Dauer-Abo zu haben. Kultur ist geliebtes Alltagsritual für Geber und Nehmer. Savoir-vivre auf Slawisch!

Ein bisschen Dreivierteltakt ist noch zu spüren aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, die 1918 zu Ende ging. Kaiser Franz Joseph I. (Gemahl von unserer Sisi) weihte 1895 das hiesige Opernhaus mit silbernem Hämmerchen als Kroatisches Nationaltheater ein. Extra dazu anzureisen brauchte er nicht, denn das Wiener Architekturbüro Fellner & Helmer hatte so zeitgenau zu planen und zu bauen, dass das elegante Gebäude nach Punkt 18 Monaten fertig war. Dies war der Tag, an dem Majestät sowieso mal schnell vorbeischauen wollte, sagen die Leute hier. Auch ,wo der Kaiser alleine hinging‘ ist noch im Original erhalten, mit allerschönst floral handbemaltem hoheitlichem Lokus. Benutzen dürfen ihn, die kaiserliche Loge und den Zubringerraum dorthin bis heute nur Auserwählte. Das gesamte restliche verträumte Theater aber lässt sich unkompliziert für eine Bandbreite von Veranstaltungen buchen – vom großen Saal (800 pax) und den Logen über die Bühne oder das prunkvolle Foyer mit stilgerechter Operetten-Terrasse. Mit etwas Glück plaudern Regisseure verschiedener Genres der Darstellenden Kunst sogar unterhaltsam aus dem Nähkästchen! www.hnk.hr

Drei völlig unterschiedliche Hotels

Historisch und luxuriös: The Regent Esplanade Zagreb***** in Parklage zentral am Hauptbahnhof. 209 Zimmer (mindestens 30 qm) inklusive 12 Suiten, eine Präsidentensuite, Internet-Nutzung überall frei. Tagungskapazitäten: Smaragd-Ballsaal 286 qm, darum gruppiert weitere Tagungsräume, kombinier- bzw. teilbar, alle mit Tageslicht, Business-Centre. Hochelegante Boardrooms. Riesige Terrasse für Empfänge, Präsentationen (häufig: Automobile), Galadinners. Beheiztes Zelt oder Baldachin möglich (Vorderseite geöffnet, Blick in den Park). Der obere Teil der Terrasse kann als Bühne dienen. Elegantes Restaurant Zinfandel’s mit exklusiver Cuisine, Le Bistro mit ,Štrukli‘-Take-away, Lounge und Cocktail Bar ,Esplanade 1925. Spa-Bereich, Fitness mit magischer ,Madonna-Maschine‘. Golf: Enge Kooperation mit dem Zagreb Golf & Country Club mit attraktiven Packages. www.regenthotels.com

Professionell und warmherzig mit viel Platz: The Westin***** nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum und vielen kulturellen Einrichtungen entfernt. 378 gemütlich ausgestattete Zimmer (mit wunderbarem Blick auf Zagreb aus den oberen Stockwerken), Health Club mit Innenpool.
Tagungskapazitäten: 13 Konferenz- und Banketträume (teils im 17. Stock), inklusive des ,Krystal‘-
Ballsaals mit Platz für maximal 1.000 Personen. Restaurants Kaptol und Allegro, Café Rendez Vous
und Bar Diana. Gutes Essen und ein super Frühstücksbuffet! www.westin.com/zagreb

Effizienter Multitasker in modernem Kleid: Hotel Antunovic**** mit reichlich Überraschungseffekten! 158 Zimmer, davon acht exklusive Suiten und eine Präsidentensuite. À la Carte-Restaurant Argante, Selbstbedienungsrestaurant Lucija, Lobby Bar und stimmungsvolle ,Vertigo‘-Bar mit Vollglas-Kuppel und sensationellem Panoramablick. Casino. Fitness-/Wellness-Bereich im 8. Stock mit tollem Gegenstrom-Pool, Sonnendeck und Sauna mit Aussicht!Das separate Kongresszentrum auf insgesamt 2.500 qm – das größte zu einem Hotel gehörende in Kroatien – umfasst 20 Säle und Salons auf zwei Etagen (größter für maximal 900 Personen) und kann so ziemlich alles. Sämtliche Räume haben Tageslicht und hervorragende technische Ausstattung, wie u.a. ein praktisches Leitsystem und leicht handhabbare mobile Touch Panels. www.hotelantunovic.com

Symbiotisch verbunden: Das ,Esplanade‘ und der Orient Express

Agatha Christie’s Komplott „Murder on the Orient Express” trug sich nicht etwa – wie landläufig angenommen – im klassischen Orient Express zu, sondern vielmehr auf dem Simplon Orient Express. Diese Unterscheidung ist von erheblicher Bedeutung. Denn während der Ur-Orient Express vom Pariser Gare de l’Est via München, Wien und Budapest zur Endstation Istanbul ratterte, nahm der Simplon Orient Express ab April 1919 die südliche Route von Calais via Paris, Mailand, Venedig, Triest, Zagreb, Belgrad und Sofia – und nach Zagreb wollen wir ja. Direkt am Zagreber Hauptbahnhof erbaute Architekt Dionis Suko ein palastähnliches Gebäude, das 1925 als Esplanade Hotel eröffnete, um die vornehmen Passagiere des piekfeinen Luxuszuges auf ihrem Zwischenstopp beherbergen zu können.

Zum Galadinner ins Esplanade

Während Wasserreservoirs, Kohletender und Lebensmittel- und Getränkevorräte an Bord aufgefüllt wurden, betraten in vermutlich handgenähtem Schuhwerk und maßgeschneiderter Couture steckende wohlhabende Menschen die edle Marmor-Lobby. Sie blieben für ein glanzvolles Galadinner, geruhsamen Schlaf und gründliche Körperreinigung: Die Orient-Express-Züge verfügten zwar über komfortable Schlafwagen (Wagons-Lits), aber noch nicht über Bäder!

Der erste Gast hieß ,Herr Glück‘

Und sein Name war dem Schicksal Befehl: Das Glück blieb dem Hause allzeit gewogen. Obwohl das ja Auslegungssache ist. In den 1920ern galt das Esplanade durchaus als illuster, als Spielplatz “unbefriedigter Damen und ihrer Liebhaber”, mit einem illegalen, als Golf Club getarnten Casino und ausschweifenden Partys, bei denen schon mal fast alle Hüllen fielen (das war damals etwas Besonderes!). Es wurde gefeiert, bis die Polizei kam, was Berühmtheiten wie Josepine Baker oder Charles Lindbergh keineswegs von einem Besuch abhielt. Weniger ausgelassen ging es während des II. Weltkrieges zu, als deutsche Offiziere das Esplanade forsch in Beschlag nahmen. Aber dann, Ende der 1950er kamen sie wieder, die Arthur Rubinsteins, Dizzie Gillespies, Ella Fitzgeralds, Alfred Hitchcocks – und der dralle Orson Welles, ach, und wer noch alles! Marschall Tito oder Queen Elizabeth gaben Staatsbankette. Und im ovalen Smaragd-Saal mit sensationeller Akustik erklang die einzigartige Stimme der unvergesslichen Maria Callas.

Goldene Jahre

Als Mitglied der Intercontinental-Gruppe stieg das Haus endgültig in die Reihen der weltbesten Hotels auf, stand zwischendurch wieder unter privater Leitung und wurde 2003 erstes europäisches Mitglied der Regent Hotels & Resorts. Ausgiebig renoviert eröffnete es 2004 neu. Das heutige Regent Esplanade Hotel in Zagreb feierte 2010 sein 85jähriges Bestehen. Es hat sich dem Zeitgeist immer wieder angepasst – aber nichts an Identität und Grandeur verloren. http://www.esplanade.hr

www.kroatien.hr

Bericht aus 2011. Aktualisiert 2013