Nordirland: The green, green Grass of Home

22.08.2013

The Gathering Ireland 2013

Mehr als 70 Millionen Menschen stark soll die über den Erdball versprengte irische Diaspora sein. Speziell für sie rollt die grüne Insel dieses Jahr in einer einzigartigen Kampagne den Roten Teppich aus: für The Gathering.

Hinter dem Begriff steckt ein Generationen und Kontinente überspannender Zusammenführungsgedanke mit dem Ziel, Auswanderer zurück nach Hause zu holen. Zumindest temporär. Kämen alle – und blieben sie – würde es eng in Irland, auf dessen Gesamtfläche von etwas über 84.000 Quadratkilometern sich derzeit nur gut sechs Millionen Menschen mit viel Bewegungsfreiheit tummeln. Ambitioniert ist das groß angelegte Projekt also schon, das die Shamrock-Nation gemeinsam mit dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland das Jahr hindurch prägen wird.

Vorübergehend Weggezogene oder endgültig Emigrierte sind und nun eingeladen, in ihrer alten Heimat vorbeizuschauen, um Kontakte aufzufrischen. Oder um nach Verwandten und Freunden oder Vor- und Nachfahren zu fahnden und in Melderegistern, Ahnenchroniken oder auf Friedhöfen die eigene Herkunft zu erforschen. Mit der wiedergefundenen – oder neu entdeckten? – irischen Identität lässt sich mit Einheimischen oder von wo auch immer Eingetroffenen längst Vergangenes vertiefen oder Zukünftiges planen.

Der Weg ist geebnet

Für das Homecoming seiner imposanten Diaspora legt sich Irland mit einem Füllhorn kultureller, traditioneller, sportlicher oder musikalischer Veranstaltungen quer durchs saftige Land mit Verve und Herz ins Zeug. Dabei unterstützt das Ireland Reaching Out-Projekt Gemeinden bei der Kontaktaufnahme und stärkt so zugleich das weltweite Netzwerk. Ein spezielles Training erleichtert lokalen Volontären das Aufspüren ferner Ex-Iren und später den kompetenten Empfang der Ankömmlinge; der Wurzelsuche in der wind- zerzausten Scholle der Vorväter hilft die Association of Professional Genealogists auf die Sprünge.

Da passt ein Klassiker wie ein G8-Gipfel doch perfekt ins Konzept. Nicht nur, weil auch in den Adern einer langen Reihe von US-Präsidenten – darunter Kennedy, Nixon, Carter, Reagan oder den Bushs – irisches Blut fließen soll. Sogar Barack Obama weist lokale Vorfahren – achten Grades – aus Moneygall im County Offaly auf. Das scheint auch Ahnenforscherin Megan Smolenyak zu bestätigen, deren Dienste dieses Jahr besonders gefragt sind. An der Richtigkeit ihrer Recherchen bestehen kaum Zweifel.

Lush, green and beautiful: The Belle Estate in Northern Ireland.

The Belle Isle Estate lives up to its name – and is a sensational venue for groups.

Die G8 im County Fermanagh: It’s all about the People here

Jahrzehntelang wurde Nordirland von Unruhen gebeutelt. Am 17. und 18. Juni 2013 war es Gastgeber des Gipfels der dieses Jahr unter britischer Präsidentschaft stehenden G8-Gruppe. Staatsoberhäupter aus Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Russland, den USA und Großbritannien trafen sich zur Debatte über die Themen Ökonomie und Handel, Steuer-Compliance und Transparenz. Geworden ist es auch ein Gipfel über Waffenlieferungen nach Syrien und Ausspähskandale.

Im Lough Erne Resort und dem nahegelegenen Städtchen Enniskillen etwa anderthalb Stunden von Belfast entfernt herrschte große Aufregung, nachdem Premierminister David Cameron an einem denkwürdigen Tag im November 2012 (fast) überraschend hereinschneite. Er inspizierte die Lage vor Ort und erteilte dem Hotel aus 80 Kandidaten den Zuschlag für die Veranstaltung. Damit war die komplette, abgeschieden gelegene und daher gut abschottbare Anlage von der Regierung gebucht. Eine Vorhut hatte allerdings über mehrere ‘Mystery’-Besuche hinweg und unter Erwägung aller erdenklichen Szenarien die Basis dafür gelegt. Monate vor dem Event wurde renoviert und poliert, geplant und spekuliert. Letzteres, weil die Kommunikation von wirklich Wichtigem aus Sicherheitsgründen spätestmöglich (oder an Außenstehende gar nicht) erfolgt. Und Sicherheit hat oberste Priorität. Weit vor Beginn des Gipfels zog man Zäune, installierte Kameras auch an den Löchern der von Nick Faldo entworfenen Golfplätze und postierte Wachen ‘unauffällig’ im Gebüsch. Jeder Quadratmillimeter wurde vernetzt und der See mit Marine-Schnellbooten bestückt. Die Bewohner der vielen Inseln in Lough und Fluss Erne erfuhren, dass über sie für die Dauer des delikaten Spitzentreffens eine Ausgangssperre verhängt würde: Nur im Notfall könnten sie ihre Grundstücke mit Polizei-Eskorte verlassen. Für den Gipfel selbst wurden achttausend Polizisten und Soldaten aus Großbritannien in die Region abkommandiert und sogar Drohnen sollen über dem Austragungsort geschwirrt sein. Generell war in die Batterie von Kontrollmechanismen die weitere Umgebung – wenn nicht ganz Nordirland – eingebunden.

Extremer Sicherheitsstandard – sonst keine Extrawürste

Hoteldirektor Ferghal Purcell Wochen vor G8: „Es ist uns eine riesige Ehre, den Gipfel ausrichten zu dürfen! Wir haben ein Gelände von etwa 240.000 Quadratmetern in Alleinlage, weg von der Stadt, das Haupthaus, 25 Lodges, zwei Golfplätze, den See, fünf Helipads und wir beschäftigen 180 Mitarbeiter. Das alles gefiel dem Premierminister. ‘Wir sind zum Arbeiten hier’, hat er gesagt, wir sollten einfach alles so machen wie immer. Das Lough Erne Resort gibt dieses Jahr drei Million Pfund alleine für Gehälter aus und über eine Million für Lebensmittel und Getränke. Das ist ein stattlicher Beitrag zur lokalen Ökonomie. Gäbe es ihn nicht, hätte das immense Auswirkungen. Dieser Gipfel betrifft Nordirland als Nation – und aus dem ganzen Land haben wir bisher Unterstützung erfahren, egal auf welcher Ebene. Es ist enorm wichtig für uns, die Sicherheit des Summits und die An- und Abreise der Teilnehmer zu gewährleisten. Was wir uns wünschen ist, dass der Premierminister und die G8-Teilnehmer am Ende erkennen, dass es die Leute hier sind, die diesen Ort ausmachen.“

Das sieht auch Frohnatur Noel McMeel so, der seinerzeit das Hochzeitsmenü für Paul McCartney und Heather Mills kreierte und aus dessen Resort-Küche nur Delikates geschickt wird: „Was wir servieren, bildet die lokalen Menschen ab. Es sind ihre Produkte. Und sie lieben, was sie tun“. Was den Mächtigen dieser Welt beim Genuss seiner Speisen hoffentlich nicht verborgen geblieben ist.

Nach mageren Jahren in der Bremsspur der Finanzkrise ist für das Lough Erne Resort in 2013 erst einmal Zeit zum Aufatmen. Eine Herausforderung wird sein, das Momentum des segensreichen G8-Gipfels in die greifbare Zukunft zu retten.
www.lougherneresort.com

www.thegatheringireland.com www.ireland.com

Fotos: Christina Feyerke

Veröffentlicht Mai 2013/Aug 2013