Korea: Rock my Seoul

25.08.2013

G20 und Gangnam Style

Der zuvorkommende Schupo verbeugt sich respektvoll vor den Insassen eines jeden Autos, das auf dem Messe- und Convention-Gelände COEX ankommt oder es verlässt. Man braucht keine als hochrangig eingestufte Persönlichkeit zu sein, um in den Genuss einer solch höflichen Begrüßung zu kommen: In Korea ist sie selbstverständlicher Standard. Eine kleine Komponente, die als zuverlässig verfügbare menschliche Dreingabe Delegierten immer häufiger stattfindender internationaler Zusammenkünfte kostenlos zuteil wird.

Dass ein freundlicher Gesichtsausdruck und Effizienz bei der Organisation reputabler Veranstaltungen einander nicht ausschließen, hat Koreas Hauptstadt Seoul in jüngerer Vergangenheit mehrfach bewiesen: Beim Nuclear Security Summit im Frühjahr 2012 etwa trafen sich im COEX-Komplex 53 Staatsoberhäupter zusammen mit Repräsentanten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, der EU, Interpol und der Vereinten Nationen, bei denen der Südkoreaner Ban Ki Moon seit 2007 den Posten des Generalsekretärs einnimmt. Gegenstand der Debatte waren explosive Themen zu atomarer Sicherheit, wie unter anderem Entsorgung hoch angereicherten Urans, dessen reduziertem Einsatz oder Bedrohung durch Terrorismus.

We’ve got the Power: G20

Seit 1999 trifft sich auch die Gruppe der einflussreichsten Industrie- und Schwellen-länder G20 regelmäßig zur Diskussion internationaler Anliegen. Sie repräsentiert zwei Drittel der Weltbevölkerung und etwa 90 Prozent der globalen Wirtschaftskraft. 2010 war der Austragungsort für den ‘Club der Mächtigen’ Seoul – und Schauplatz – und Haupt-PCO – auch hier das ca. 100.000 Quadratmeter messende COEX.

Auf den Kopf gestellt

Für den G20-Gipfel wurden alle vier verfügbaren Ausstellungshallen umfunktioniert, eine davon zum Plenarsaal für den eigentlichen Summit mit aufwändiger Sicherheitstechnik, Dolmetscherkabinen, logistisch intelligenten Ein- und Ausgängen etc. Für nahtlose Abläufe und aus Gründen der Zeitersparnis entstanden weitere Plenarbereiche plus eine komfortable Lounge für die einflussreichen Teilnehmer; sogar die Toiletten verwandelten sich in veritable Hochsicherheitszellen. Einige der Hallen mussten für die Vorbereitungen bis zu zwei Monate vor dem Großereignis für das Regelgeschäft stillgelegt werden; keine einfache Übung für ein Venue, das meist schon ein Jahr im Voraus gebucht ist. Für Presse und Sendeanstalten richtete man ein funktionales Medienzentrum ein, in dem rund 4500 Journalisten aus aller Welt über einen stattlichen 4,8 x 18 Meter großen LCD-Bildschirm verfolgten, worin die Geschehnisse gipfelten.
Die sonst eher ein Schattendasein führenden Laderampen erhielten ein standesgemäßes Revamping, Roter Teppich und koreanische Gartenanlage inklusive. Warum? Dort befand sich diskret die Eingangszone für die Wirtschaftsführer, die durch das gesicherte Parkhaus kommend so von öffentlichen Blicken und möglichen Angriffen geschützt in sämtliche Hallen gelangten.

Der letzte Schliff

Um sein Reinigungs-, Sicherheits- und Infocounter-Personal für den Summit zu wappnen, führte COEX auf öffentlichem Gelände so genannte Morgen-Madangs durch. Einen Monat lang wurden sie zweimal wöchentlich mit solchem Enthusiasmus exerziert, dass der Funke sogar auf unbeteiligte Passanten übersprang, die sich unaufgefordert einreihten! Ein direkt auf Bürger abgezieltes Programm hingegen hatte ein Team des World Trade Center Seoul erarbeitet und es mit informativen Fakten über den G20-Gipfel und wertvollen Tipps für stolperfreie internationale Etikette als Guide aufgelegt. Auch alle COEX-Besucher erhielten diese Info – in Form praktischer Mouse Pads oder anderer nützlicher Give-Aways.

Auch eine Reihe von Sicherheits- und Feuerdrills und groß angelegte Übungen in und an komplizierter Katastrophenausrüstung fand mit militärischer Präzision in den dem Summit vorausgehenden Monaten statt. Für die ultimative Absicherung des Venues zog man Zäune in dreifachen Reihen; so ließ sich der Fußgängerverkehr mittelbar und unmittelbar kontrollieren. Der innere Ring – zwei Meter hoch und am oberen Ende mit kugelsicherem Glas verbrämt – soll bei erwähntem Nuclear Security Summit erneut zum Einsatz gekommen sein.

Für das Knüpfen eines lückenlosen öffentlichen Sicherheitsnetzes sorgte die koreanische Regierung. 50.000 Polizisten aus dem ganzen Land fanden sich in Seoul ein, konzentrierten sich aber nicht nur auf das reine Konferenzgelände. Gut sichtbar quer über die Stadt postiert regelten sie mit der ihnen innewohnenden Höflichkeit den Verkehr und hielten ein wachsames Auge auf Hotels und die strategisch wichtigsten Straßenzüge. Die am Zentrum vorbeiführenden 12- und 14-spurigen Straßen und die Untergrundstation zur Coex Mall blieben während des Summits gesperrt. Selbstverständlich war auch dies ein ‘grüner’ Event: Coex besitzt ‘Bronze Benchmarked Status’ von EarthCheck und: ein hervorragendes Inhouse-Buffet! Das diverse Angebot im Vizavi-Restaurant mit Show-Küchen beweist hervorragende Qualität – und Quantität – und ist auch optisch ein absoluter Leckerbissen. Dem Convention Centre angegliedert die riesige Shopping Mall, in der sich ganz hinten rechts ein kleines, scharfes Kimchi-Museum versteckt. www.coex.co.kr

Für das Catering der G20-Teilnehmer sorgte das Sheraton Grande Walkerhill, gleichfalls Gastgeber während des Gipfels und generell eine feine Option für Tagungen. www.sheratonwalkerhill.co.kr

Das edle Nachbarhotel W ist häufig Kooperationspartner bei Veranstaltungen. www.starwoodhotels.com/whotels

Choenggycheon ist in Magnet für Seouls Bevölkerung.

Choenggycheon ist in Magnet für Seouls Bevölkerung.

Meditieren Sie doch einfach zwischendurch!

Der 1.200 Jahre alte Tempel Bongeunsa gegenüber ist durch die Coex-Glasfront gut zu sehen. Als entspannendes Intermezzo zum Konferenzalltag könnte ein Spaziergang durch die Anlage willkommene Abwechslung sein. Auch kleine Programm-Module wie Teezeremonien, Kurzmeditationen, Einblicke in den Zen-Buddhismus oder das sinnliche Basteln von Lotusblüten aus buntem Krepp-Papier (Vorsicht mit dem Kleber!) sind leicht in die Pausen zu integrieren. www.bongeunsa.org

Gangnam Style viral

Koreas ausgeflippter Rapper Psy ist Protagonist des derzeit populärsten Musikvideos der Welt: Es wurde auf YouTube bisher mehr als 500 Millionen Mal angeklickt und ist als ‘Bestes Video’ für den MTV EMA 2012 Award im November nominiert. Der Song “Gangnam Style” ist es nicht alleine – der Tanz macht’s. Er ist offenbar motorisch so ansteckend, dass nicht nur Sebastian Vettel und Mark Webber sich beim F1-Rennen letzthin in Yeongam vom Meister persönlich haben beibringen lassen, wie man fachmännisch hampelt und zuckt. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erwies sich als infiziert und ließ sich auf einer Pressekonferenz im UN-Hauptquartier in New York von Psy zeigen, wie’s geht: Gangnam Style

Für Firmen, die in Seoul tagen möchten, offeriert die Hauptstadt eine Batterie von Unterstützungsmaßnahmen, die im ‘Seoul Meetings Support Guide’ aufgelistet sind. Mehr Info hier: www.miceseoul.com www.visitseoul.net www.visitkorea.or.kr

Zu guter Letzt

Seouls Internationalen Flughafen Incheon bedienen zum/vom City Centre komfortable Busse mit viel Platz für Mensch und Gepäck im 15-Minuten-Takt für etwa 10 Euro. Der Flughafen selbst ist perfekt durchdacht, intelligent angelegt, einfach zu navigieren, hell und freundlich mit Tonnendach aus Glas = Tageslicht. Leicht zu findende Eincheck-Counters und Gates, Spielecken für Kinder. Im 1. Stock die Rest&Relax-Area mit Transithotel, Mani-/Pediküre, Massagen, Entspannungsliegen, kostenlosen Duschen, Gepäckfächern, Internet/Business Centre, Cafeteria u.v.m.

Und natürlich Arnold

Auf den ersten Blick sieht der schwarze Massagesessel völlig harmlos aus. Es kostet ein paar Won, sich ihm auszuliefern. Der Delinquent wird in die körperkonforme Polsterung nahtlos eingepasst, auch die Füße. Ein Verriegelungsmechanismus schnappt zu, zack!, Flucht zwecklos. Arnold, das achtarmige Monster knetet mit erbarmungsloser Verve – gleichzeitig! – Füße wie Nacken und Kopf, hämmert Rückenwirbel platt und grapscht Rippenbögen mit eisernem Griff. Zehn lange Minuten lang. Seufz und Autsch. Arnold ist nach Härtegraden justierbar – wobei hier von ‘schwach’ die Rede ist. Wie sich wohl die Hardcore-Version anfühlt?
Toll hier oben, fast wie im Spa. :-)

Fotos: Christina Feyerke

Erstmals veröffentlicht 2012. Aktualisiert 2013.