Kaum ist beim Gedanken an Macau das Wort ‘Spiel’ im Spiel, entfacht sich im westlichen Synapsengewirr ein Leuchtfeuer, das wilde Haken quer durch ein imaginäres Casino-Kaleidoskop schlägt. Dabei sind mit ‘Spielarten’ einfach nur flexible Denkweisen und -ansätze gemeint, die – wie hier – zu einem erstaunlich harmonischen Ganzen geführt haben. Mit etwas Glück verleiht ihnen die Geschichte Flügel, die im Falle der Halbinsel Macau Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt: Portugal schließt einen Pachtvertrag mit China und platziert seine unverkennbare Duftmarke auf ein paar Quadratkilometern fremdländischen Bodens mit wertvollem Naturhafen – sprachlich wie kommerziell, kulturell, architektonisch und kulinarisch.
Das zusammengewürfelte Natiönchen arrangiert und orchestriert sein Szenario neu, die Zeit legiert europäische und ostasiatische Ingredienzien untrennbar zu einer Melange von einzigartigem Aroma. Der winzige Stützpunkt wird später kolonialisiert und gedeiht zur mächtigen Handelsmetropole. Das Glück dauert an, bis das aufstrebende Hong Kong in den 1840ern ins Spiel kommt. Von nun an darf in Macau in schummrigen Spelunken sogar legal gepokert werden, doch verfehlt der vermeintlich schlaue Schachzug – vorerst – seine erhoffte Wirkung und es wird still um die einst brodelnde kleine Überseeprovinz am Ufer des Perlflusses. Nach der Rückgabe an China im Dezember 1999 stülpt sich wieder explosionsartig ein Boom über Macau, das seinen erwirtschafteten Reichtum ehrgeizig und intelligent in eine hochmoderne Infrastruktur steckt – Lockstoffe für internationale Investoren. Wie durch eine magische Kraft sprießen in wundersamem Zeitraffer imposante Luxushotels namhafter internationaler Ketten aus dem Erdboden – mit Shopping-Malls und edlen Tagungsbereichen und natürlich mit Spielbanken. Über 30 schillernde Casinos gibt es heute – und Macau identifiziert sich bereitwillig mit seinem Status als ‘Las Vegas Asiens’. Viel Neues entsteht auf zu dazugewonnenem Land zwischen den Inseln Taipa und Cotai und ist so kaum gleichzeitig in einem Blick mit dem Bestehenden erfassen. Gesehenes, Gefühltes, Gehörtes, Geruchs- und Geschmackssinn fusionieren das längst Überkreuzte zu einem immerneuen Cocktail. Es ist ein praktizierter Ost-West-Dialog im facettenreichen Schmelztiegel Macau – und ein Paradebeispiel für geglückte Integration.
Immer mehr Menschen aus aller Herren Länder finden sich ein. Aus dem benachbarten Hong Kong und dem angrenzenden chinesischen Festland ergießen sie sich förmlich über den prosperierenden Stadtstaat. Besucher flanieren entspannt durch die Altstadt – ein UNESCO-Weltkulturerbe, stöbern durch geheimnisvolle schmale Gassen, lugen hinein in dunkle kleine Handwerksstätten die anmuten, als seien sie aus einer anderen Zeit; sie kosten mutig exotische Leckerbissen und erstehen sensationelle Schnäppchen in Shops nahe des Herzstücks Senatsplatz. Sie strömen in Trauben ins Casino, sind vom Glück geküsst oder spielen sich um Kopf und Kragen. Sie fiebern ‘ihr’ Rennpferd oder ‘ihren’ Renn-Windhund lautstark hinein in den glorreichen Sieg. Oder schmerzlichen Verlust. Macau betrachtet seine Entwicklung gelassen südeuropäisch–asiatisch als das, was sie ist: ein Geschenk des Himmels – und ein Riesengeschäft.
Zahlen und Fakten
Macau – Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó Àomén Tèbié Xíngzhèngqū – 中華人民共和國澳門特別行政區 – ist seit 1999 Sonderverwaltungszone der VR China: ‘Ein Land, zwei Systeme’.
- Größe: 29,9 Quadratkilometer
- Einwohner: ca. 591.000 (94 % Chinesen, davon ca. 50% Buddhisten/Taoisten) mit rund 18.000 Einwohnern pro Quadratkilometer die dichtest besiedelte Stadt der Welt liegt geografisch im Mündungsdelta des Perlflusses und grenzt an die VR Provinz Guangdong (Hauptstadt: Guangzhou/Kanton).
- Entfernung nach Hong Kong: 65 Kilometer.
- Amts-/Volkssprachen: Portugiesisch, Mandarin/Kantonesisch. Englisch wird gut verstanden. ‘Patuá’, eine Kreolsprache, wird noch von der älteren Generation gesprochen und soll als kulturelles Erbe wieder aufleben.
- Währung: 1 Pataca (MOP$) = 100 Avos. 10 MOP$ = ca. 1 Euro
- Beste Reisezeit: Ganzjahres-Ziel; traumhaft zwischen Oktober und Dezember.
- Zeit: MEZ plus 6 resp. 7 Stunden – Sommer-/Winterzeit
- Keine Impf- oder Visumspflicht (Reisepass genügt)
Anreise
Macaus internationaler Flughafen bedient derzeit ausschließlich den asiatischen Raum und ist dorthin exzellent angebunden. Passagiere aus Übersee fliegen über Hong Kong Chep Lap Kok ein und gönnen sich danach an Bord von Luftkissen- oder Schnellbooten einen nicht alltäglichen fünfzigminütigen Ritt über die Wellen des Südchinesischen Meeres. Hier die Alternativen: Direktverbindung vom Flughafen Hong Kong nach Macau (je nach Flugplan Wartenzeiten möglich). Die Boote verkehren zwischen 10 und 22 Uhr 13 Mal täglich. Praktisch für Passagiere von Cathy Pacific, Dragonair und China Airlines: das Gepäck wird von Deutschland nach Macau durchgecheckt. Nach Ankunft vom Transitgebäude per Schnellbahn (4 Minuten) zum Skypier-Fährterminal. Von dort mit der TurboJET SeaExpress-Hochgeschwindigkeitsfähre nach Macau. Noch schneller geht’s per Helikopter-Transfer.
Über Hong Kong City:
Gepäck abholen, Passkontrolle passieren, per Bus-/Bahnfahrt vom Flughafen HK nach Hong Kong City; von dort nahtlos per Fähre nach Macau. Warum nicht alle drei Transportmittel incentivieren? Naheliegend ist auf dem Hin- und/oder Rückweg eine Hong Kong-Erkundungstour. Von hier segeln die Boote im 15-Minuten-Takt.
Streiflichter über Macau: Locations, Hotels, Aktivitäten
Macau Tower
Skywalk: Da der Macau Tower (338 m) kein Fernsehturm ist, gibt es für Betreiber Shun Tak kaum Auflagen. Wenn also Mutige dem Turm ‘auf den Kragen’ wollen – nichts leichter als das! Gut gesichert umrunden sie ihn windumtost auf dem äußeren Ring. Wem das nicht aufregend genug ist, der kann sich beim Skyjump aus 233 Metern Höhe mit markerschütterndem Schrei in die Tiefe stürzen. Das haben (wohl unfreiwillig!) 18monatige Babys schon getan – und 96jährige Greise. Und Charleze Theron. Man hat ca. 20 Sekunden Zeit, sich dabei die Gegend anzuschauen. Mast Climb: Feiglinge erklimmen den Turm konservativ über ein Leiterchen von unten nach oben – außen… Peanuts! Anbieter: www.macau.ajhackett.com
Macau Tower Conference Centre
Das Macau Tower Conference Centre ist ein großartiges Venue in einer sensationellen Location, in der sich Delegierte auch noch originell stärken können: im Drehrestaurant – mit freiem Blick auf Taipa, die brückenüberspannte Bay und vielleicht die Kragenumrunder. Das Buffet-Lunch kann gleich mit Teambuilding verbunden werden: Nur der äußere Ring mit den Tischen und Stühlen kreist in 90 Minuten um die eigene Achse, der innere bleibt stationär. So ist die Rückkehr vom Buffet stets eine Überraschung und die Suche nach dem eigenen Platz eine kleine Reise nach Jerusalem! www.macautower.com.mo
Macau Cultural Centre
Vielbesucht, hochmodern, wohl temperiert – auch optisch, flexibel wie ein schönes Chamäleon und schon seit der Planung ‘grün’ ist dieses Kongress- und Kulturzentrum. 1999 war es Schauplatz der Übergabe an China. Hochlackierte Holzfußböden, modernes, klassisches Mobiliar und eine helle, leichte Atmosphäre zeichnen die Tagungsräume aus. In zwei Auditorien ist Platz für 393/1114 Personen und nebenan stellt das angegliederte Art Museum höchst interessante Exponate aus! www.ccm.gov.mo
Kein schnöder Modebegriff: Fusion Food auf Macanesisch
In der macanesischen Küche spiegeln sich schmackhaft das multikulturelle Leben und die Geschichte des Landes wider in einem Mix aus portugiesischen, chinesischen, indischen, lateinamerikanischen, afrikanischen und malayischen Gerichten. Portugiesische Seefahrer brachten Zutaten und Rezepte aus Europa und Afrika mit. Restaurants an der Rua Almirante Sérgio, der Praia Grande, im Stadtteil Nape und auf Taipa locken mit macanesischen Speisen; einige Häuser führen sogar Michelin-Sterne, wie das Robuchon A Galera von Starkoch Joël Robuchon im Hotel Lisboa.
Alles verspielt? Ab ins Pfandleihhaus!
Heute ist es ein vorsichtig restauriertes Museum mit Unesco-Heritage-Award: Tak Seng On, das Pfandleihhaus in der Avenida Ameida Ribeiro Nr. 396 verhalf während seiner Hochzeit so manchem Glücksritter zu neuer Hoffnung. Kaum klimperten wieder ein paar eingetauschte Pataca in ihrer Hosentasche, schon liefen sie eilig zurück an ihre abgewetzten Spieltische, verloren erneut gegen Gegenspieler oder System und reihten sich immer wieder ein in die niemals sterbende Schlange vor den Pfand-Schaltern. Viele versetzten nicht nur Haus und Hof und letztes Hemd; je nach Grad der Verzweiflung wechselten auch Goldzahn oder Glasauge den Besitzer. Die Geschichte der Pfandhäuser reicht zurück bis in die Qing-Dynastie (1644 bis 1911).
Wissen aus dem Schneckenhaus und Weltall in 3D
Star-Architekt Ieoh Ming Pei – legendärer Kreateur der Glaspyramide des Pariser Louvre – hat sich auch für Macau etwas Spezielles ausgedacht: das Science Center, dessen schneckenhausförmiger Kegel nun den Bereich am Äußeren Hafen ziert. Von einer gebogenen Aussichtsplattform aus Glas haben Besucher einen 180-Grad-Überblick auf das Gelände und den Perlfluss. Ein Teil der Ausstellung zeigt auf, wie der technische Austausch mit Portugal die Stadt Macau prägte; ein anderer stillt die Neugierde seiner Besucher im Astronauten-Trainingscenter, in der Mondstation, der Industrie-Roboter-Abteilung oder durch interessante Mitmach-Experiemente. Völlig gefahrlos lassen sich Naturgewalten wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis oder Tornados hautnah erleben. Mit derart hochgefahrenem Adrenalinspiegel dürfte auch die Konferenz im Tagungskomplex nebenan eine spannende Sache werden! Im angrenzenden Planetarium glänzt HD-Technik mit 8.000 x 8.000 Pixel, die auch für 3D-Effekte geeignet ist. Diese Kombi aus ultra-hochauflösender Projektion und 3D gibt’s nur einmal: hier! www.msc.org.mo/en
Das Haus des Mandarins: Stilmix in restauriertem Erbe
In der 1869 errichteten Villa in der Travessa de Antonio da Silva lebte Zheng Guanying mit seiner Familie. Als Intellektueller war der Schriftsteller und Kaufmann während der späten Qing Dynastie ein angesehener Mann. Sein Meisterwerk Shengshi Weiyan (Words of Warning in Times of Prosperity) brachte ihm internationalen Ruf ein. Der Inhalt passt perfekt auch in die Gegenwart: „Ein Land muss Reichtum kreieren, um stark zu werden. Dieser Reichtum entsteht durch eine ermutigende ökonomische und industrielle Entwicklung. Man muss Gewicht auf Bildung legen, die Legislative beschleunigen, Ethik und politische Reformen respektieren“. Seine Thesen beeindruckten sogar den damaligen Kaiser Guangxu und später Mao Zedong. Und sie reflektieren wie in weiser Vorausschau das Macau des 21. Jahrhunderts! Obwohl in traditionell chinesischem Stil entworfen, spielen in das Haus des Mandarins – nun Weltkulturerbe – unübersehbar die Einflüsse verschiedener Stilrichtungen hinein in insgesamt 60 Zimmer auf 4.000 Quadratmetern! www.wh.mo/mandarinhouse
TCM: Balsam für Leib & Seele
Macau bietet nicht nur die gesamte Bandbreite an Traditioneller Chinesischer Medizin auf. Seit neuestem ergänzt die Lissabon-stämmige Malo Clinic Health & Wellness Group im Venetian Macao Resort das Angebot. Sie verbindet diagnostische und klinische Dienstleistungen wie etwa Zahnkosmetik und Anti-Aging mit Wellness-, Schönheits- und Fitness-Programmen. Der Wellness-Bereich umfasst 58 Spa-Suiten und -Zimmer für Einzelpersonen, Paare oder Gruppen. In speziellen Hydro-Suiten finden sich neben Vichy-Duschen, Saunen und Hammams auch Vitalitätspools mit unterschiedlichen Wassertemperaturen. Mit insgesamt fast 9.000 Quadratmetern für Tagesklinik und Spa-Bereich ist die Malo Clinic derzeit ‘das weltweit größte integrierte One-Stop-Wellness-Center’.
Devotionalien von Michael Jackson
Der Glitzerhandschuh aus ‘Moonwalk’, der Zombie-Anzug aus ‘Thriller’ oder kristallbesetzte weiße Socken von der ‘Victory Tour’ sind nur einige der 40 Exponate in der MJ Gallery, in der sich Michael Jackson Fans – durch einen Zeittunnel geschleust – intensiv mit Welthits des King of Pop berieseln lassen. Die MJ Gallery ist Teil des Ponte 16 Entertainment-Komplexes: mit Fünf-Sterne-Hotel Sofitel Macau, einem Casino und mehreren Restaurants – nur Schritte von Macaus Altstadt entfernt. www.ponte16.com.mo
Hotel- und Tagungskapazitäten galore
Unter dem Dach der Las Vegas Sands Corporation vereinen sich mit dem bereits seit Jahren florierenden ‘Venetian’ in Form des ‘Sands Cotai Macao’ fünf internationale Hotelmarken, wovon sich drei (Conrad, Sheraton und Holiday Inn) zum ‘Sands Cotai Central’ bündeln. Zusammen mit dem Venetian und dem Four Seasons Hotel ergeben sich so 9.000 Zimmer. 120.000 variable Veranstaltungsquadrat-meter, 274 Breakout-Räume, 15.000 Plätze in der CotaiArena, das Venetian Theater für 1.800 Besucher, knapp 60 internationale Restaurants und Lounges und eine Flotte von über 150 Fahrzeugen zu Flug-, Land- und Fähren-Verbindungen machen das Sands Cotai Macao zur all-inclusive-Destination im Wortsinne. Der neueste Superlativ, das im September 2012 mit Turm ‘Sky’ eröffnete Sheraton Macao Hotel ist seit Abschluss von Phase 2 mit Turm “Earth” im Frühjahr 2013 nicht nur das größte Hotel Macaus, sondern gleich das größte der Welt ( = 4000 Zimmer, Ballsaal Kashgar: 4.900 qm).www.sandscotaicentral.com Wynn Macau plant als drittes Haus einen Hotel- und Casino-Komplex inklusive Restaurants und Ladengalerie auf dem Cotai Strip für vier Milliarden US-Dollar. Als integriertes Resort soll es ab 2015 Urlaubs- und Geschäftsreisende sowie Tagungsteilnehmer anziehen. www.wynnmacaulimited.com Auch das Galaxy Macau Resort wächst weiter. Eröffnungen des ersten All-Suiten Ritz Carlton und des weltweit größten JW Marriott mit 1.100 Zimmern sind für 2015 geplant. www.galaxyentertainment.com/en Ferner kündigt MGM China auf dem Cotai-Strip ein Projekt für etwa zwei Milliarden Euro mit Fertigstellung 2016 mit 1.600 Zimmern, Restaurants, Geschäften und Entertainment an. www.mgmmacau.com Beide Häuser haben tolle Nachtclubs! In der “City of Dreams” bestehend aus den Crowne Towers, dem Grand Hyatt Macau und dem Hardrock Hotel läuft seit geraumer Zeit erfolgreich die “The House of Dancing Water”-Show. Das prächtige Spektakel spricht auch europäische Geschmacksknospen an und ist täglich ausverkauft. www.thehouseofdancingwater.com
Kontakt in Deutschland:
Fremdenverkehrsbüro Macau Schenkendorfstr. 1 65187 Wiesbaden Tel.: +49 (0)611 2 67 67 30 macau@discover-fra.com www.macau-info.de Headerfoto: Macau Tourism Org. Dieser Bericht aus 2010 wurde 2013 aktualisiert.