Kroatien: Istrien im Veredelungsprozess

11.09.2013

Poreč, Rovinj, Pula, Opatija, Brijuni-Inseln, der Kvarner:

Wenn es ein Synonym für klassisches Sommersonnefischernetzfeeling gibt, dann ist das wohl seit Generationen Istrien! Blauer Himmel, blaues Meer, braune Haut, weiße Schiffe, geblähte Segel, Pinienwälder, laue Brise, Licht und Schatten, Kühle versprechende Fensterläden, internationales Geschnatter in flimmernder Hitze. Oft steil angelegte Orte mit venezianischem Flair und den so typischen Campaniles, die wie Zeigefinger aus einem Strickmuster orangefarbener Klosterpfannendächer ragen. Bunte Stände und viele Menschen in schmalen Gassen, Wäscheleinen zwischen pittoresk verwaschenen Fassaden mit kleinen Balkonen, einladende Restaurants über alten Kaimauern, dort, wo Wellen rhythmisch auf flauschige grüne Algenbärte schlagen. Starker schwarzer Kaffee, Wassermelonen mit leuchtend rotem Fleisch, fangfrischer Fisch und weißes Brot, dunkler Wein. Vor Neid erblassen könnte man da!

Was liegt also näher, als sich Istrien auch als Destination für Meetings und Incentives zu erküren und sich einige dieser Privilegien zu sichern? Direktflüge etwa nach Pula oder Rijeka – Kroatiens größtem Seehafen – machen die Anreise aus Deutschland kinderleicht und an guten Hotels mit Tagungsmöglichkeiten mangelt es ebenfalls nicht. Im Gegenteil: Das Angebot gewinnt an Klasse.

Einen unvergesslichen Eindruck mag der Besuch einer Opernaufführung in der antiken Arena von Pula hinterlassen und als Kontrastprogramm von dort eine Bootsfahrt auf die Brijuni-Inseln, einem Nationalpark, der sich für Incentives fast aufdrängt. Und wer kann schon Rovinj widerstehen, so entzückend, wie es sich da über dem Meer auftürmt? Poreč, dessen Schönheit per UNESCO-Weltkulturerbe zertifiziert ist und das man nicht verlassen darf, ohne die fantastische Euphrasius-Basilika besucht zu haben – gilt als Juwel an der Westküste Istriens.

Istrien “kann” Meer und Berge

Der Kvarner im Osten: Das ist Opatija – das ehemalige k.u.k.-Seebad – wo die feine Gesellschaft einst Walzer tanzte. Das ist Riviera, aber auch Bergregion Gorski Kotar. Wer Wellness sucht, wird schnell fündig. Die Wiege des kroatischen Schrifttums steht hier, seltene Gänsegeier kreisen über ihrem geschützten Sanktuarium, filigrane Spitze und feiner Käse werden im Ort Pag hergestellt.
Microsoft-Konferenz in der Tabak-Fabrik

In der ehemaligen Tabak-Fabrik rauchen jetzt auch MICE-Köpfe

Die Tabak-Fabrik im Zentrum Rovinjs eröffnete Ende des 19. Jahrhunderts und blieb Produktionsstätte bis zur Auslagerung der Maschinerie nach Kanfanar im Jahr 2007. Das Gebäude stellt nach wie vor eine große Bereicherung für die lokale Infrastruktur dar und dient heute als Special Location für MICE-Events, für deren Organisation die Maistra AG verantwortlich zeichnet. So war Rovinj stolzer Ausrichter der Microsoft Win-Days, für die die außergewöhnlichen Räumlichkeiten der Tabak-Fabrik sehr zupass kamen. Während dieser größten in der Region stattfindenden Technologie-Konferenz schwärmten mehr als 1.500 IT-Experten, Entwicklungsingenieure, Web-Profis und Protagonisten der kroatischen Geschäftsszene durch die Sträßchen von Rovinj. Getagt haben sie – aufgeteilt in die Gruppen Business und Technology an unterschiedlichen Tagen – in 14 Hallen, von denen die größte 1.000 Personen fasst.
Mehr als Meer: Neue Attraktionen jenseits der Küsten

Das Landesinnere holt seit Mitte der 1990er Jahre eine Menge an Entwicklung nach. Tausende verlassener Steinhäuser wurden seither renoviert, es entstanden kleine, feine Familienhotels und ganze Künstlerkolonien sprossen aus dem Boden. Immobilien sind für ausländische Investoren und Privatleute plötzlich gleichermaßen interessant. Und: Istrien mausert sich zur Gourmet-Destination, durch die sich nun nicht nur Wein-, sondern auch Öl-Straßen schlängeln und es schielt ehrgeizig in Richtung gehobene Gastronomie.

Trüffel!

Alljährlich sehnen Trüffel-Liebhaber wässrigen Mundes den Herbst herbei: Dann durchstreifen sie erwarungsvoll die Wälder um Motovun in der Hoffnung auf eine reiche Ausbeute der eigentlich eher unansehnlichen Knolle. Olivenöl wird degustiert, Wein genussvoll verkostet. Wilder Spargel wächst hier, 200 Pilzsorten und als noch lebender Delikatess-Schinken frisst sich das Kräuterschwein schmatzend durch saftiges Grün. ,Pršut‘ aus Kroatien macht Schinken aus Italien längst Konkurrenz. Für dieses Gebiet gibt es übrigens ein Wine & Bike-Angebot, den Weg findet man per GPS! So lassen sich die zugelegten Pfunde rasch wieder abstrampeln.

Überhaupt: Wenn Schlemmer hier nicht auf ihre Kosten kommen! Im Weinkeller des Agrolaguna in Poreč (www.agrolaguna.hr) etwa oder in Brtonigla-Verteneglio im San Rocco – gleich etwas für eingefleischte Feinschmecker (www.san-rocco.hr). Das San Rocco ist ein überaus charmantes Haus! Von Poreč aus geht es per Boot zum Fischpicknick durch den Limfjord (Romualdo-Höhle!) oder nach Rovinj. Edle Trüffelgerichte gibt es zum Beispiel nahe Motovun im Hotel Kastel oder im Restaurant Zigante in Livade (www.zigantetarufi.com). Carlo Zigantes Hündin erschnüffelte 1999 eine Weiße Trüffel von stattlichen 1,3 Kilo. Rekordverdächtig! www.istra.hr

www.kroatien.hr

Header photo: Motovun/Istria. Source: ©Croatia Tourism Board

Aufgearbeiteter Bericht aus 2011.