Korea: Jeju

18.09.2013

Green-Tea-Latte im Welterbe

Man hat’s nicht leicht als reizvolle Vulkaninsel, auf der die Zitronen blüh’n: Ständig herrscht Urlaubsstimmung, von überall ist die Aussicht fantastisch, die Luft gut, das Klima mild, die subtropische Vegetation traumhaft, die Menschen nett (‘We love having you here!’), ist sogar der Vulkan friedlich. Es wird unverdrossen geheiratet, Golf gespielt, hoch in die Berge oder hinunter ans Meer gefahren oder vielleicht hinein in die pittoreske Plantage zur Erntezeit von Grünem Tee am 24. April. Das Datum gilt als Qualitätsgarant, denn für den ersten Kenner-Aufguss des geschätzten Getränks kommen nur die feinsten obersten Blättchen in Frage. Und die erreichen den Klimax ihrer kurzen Existenz nun einmal exakt am 24. April.

Jeju besitzt nicht nur ein UNESCO-Zertifikat, es ist auch ein anerkanntes Biosphären-Reservat und ein ‘Welt-Geopark’. Und die WHO hat die kleine Insel offiziell als besonderes gesunde und sichere Destination eingestuft. Das der Südküste Koreas vorgelagerte Eiland am Rande des Pazifik stellt sein Doppeltalent unter Beweis, indem es den Spagat zwischen begehrtem Urlaubsziel und funktionierender MICE-Destination erfolgreich meistert. Jede der Herausforderungen spielt sich zu festgelegten Jahreszeiten ab (auch hier sind es vier), so dass sich beruflich Delegierte und privat Ferien Machende in der Regel kaum ins Gehege kommen – dafür sorgt auch die hohe Hotelauslastung während der Urlaubssaison.

Insulares Gefüge

Die wiederum fordert dem hiesigen Kongresszentrum ICC logistisch ständige Flexibilität ab, da Organisatoren von Veranstaltungen die Kapazitäten auf der bildschönen Insel auch im Sommer gerne in Anspruch nähmen – wenn sie könnten. Die geballte Nachfrage außerhalb der touristischen Hochzeiten bleibt ein willkommener Segen. Eigentlich müsste dann ein größeres Zentrum her, um das Aufkommen zu entzerren und das Potenzial auszuschöpfen. Aber noch ist seitens der Insel-Regierung keine Erweiterung geplant. Das Gros der Konferenzen beruht auf lokal initiierten Verbandstagungen, zu denen sich Mitglieder aus Korea, vornehmlich dem benachbarten asiatischen, aber auch dem internationalen Ausland zusammenfinden – häufig zu den Themen Medizin oder Umwelt. Seit Eröffnung 2003 war das auf der UIA-Liste auf Platz 8 gesetzte ICC Gastgeber von 1.500 Meetings (130 international). Es thront majestätisch hoch über dem Meer, geschickte Architektur transportiert die großartige Szenerie ins Innere, eine erfrischende Meeresbrise umsäuselt ausladende Terrassendecks – und den imposanten Ausblick gibt’s gratis dazu. Besonders gelungen der Raum Ocean View: rund, fast völlig verglast, großzügig von zusätzlich nutzbarer Fläche umgeben und mit origineller spiralförmiger Decke. Herrlich auch für ein Bankett für 200 Gäste. ICC-Gesamtkapazität: 4.300 Personen. Im gut sortierten integrierten Duty-Free-Shop lässt es sich trefflich stöbern. http://ww.iccjeju.co.kr/EN/Main

Fünfsterne-Luxus und Orangen mit Hut

Innerhalb eines Radius’ von 15 Autominuten sind vom ICC aus 3.000 Hotel- und 1.000 Pensionsbetten greifbar. Beispielsweise nur einen Spaziergang entfernt sind diese *****Hotels:

Lotte (500 Zimmer, https://www.lottehotel.com/jeju-hotel/en.html), Shilla (s.u.) und Hyatt Regency (223 Zimmer, https://www.hyatt.com/en-US/hotel/south-korea/hyatt-regency-jeju/cheju)– und bald auch ein noch nicht fertiggestelltes Haus in unmittelbarer Nachbarschaft mit ca. 400 Zimmern. Tagungsmöglichkeiten haben sie alle. Zudem führt zwischen Shilla und Hyatt ein kultivierter Wanderweg durch verschwenderisch begrüntes Gelände vor sensationeller maritimer Kulisse. Dazwischen eingebettet und exklusiv zu mieten die 26 Bungalows des The Seaes Hotel & Resort  https://www.seaes.co.kr/eng/index.asp 

Diese Aneinanderreihung und das hohe Aufkommen von Unterkünften inselweit arbeitet großen Gruppen zu: Sogar die Koordination eines Kongresses mit 12.000 Delegierten, in Wellen an- und abgereist, soll zur allseitigen Zufriedenheit abgewickelt worden sein.

Hotel-Tipp

Hier packt man seine seine Koffer gerne aus. ***** The Shilla in Filet-Lage über dem Meer ist elegant, leise, hell, geschmackvoll dekoriert, allerorten besänftigend plätschernd und angenehm duftend. Pool-Landschaft außen wie innen, Whirlpools mit Riesenflatscreens, SPA, Golf-Simulator. In den ansprechenden Tagungsräumen finden high-end Konferenzen statt und die Zubringer-Korridore sind breit genug für eine begleitende Ausstellung. Das Event-Team gilt als so versiert, dass es die Räume bei enger Buchungslage innerhalb von nur zehn Minuten komplett umzugestalten vermag. Dazu werden notfalls die Mitarbeiter aus dem gesamten Hotel abkommandiert. Es gibt sogar eine ‘Camping and Self-BBQ-Zone’ – praktisch für Teambuildings (und Kinder). Übernachtet wird dann aber doch im Hotelbett. www.shilla.net

Rahmenprogramme für Kurzzeit-Insulaner

Zauberei? Der, dem die ‘Mysterious Road’ entgangen ist, war nicht auf Jeju! Sie lässt sich gut in die Fahrt vom oder zum Flughafen einbinden: Auf der Dokkaebi Road, einer zwischen zwei Autobahnen verlaufenden hügeligen Straße, rollen Autos mit abgestelltem Motor ohne äußeres Zutun wundersam führerlos bergauf! Magie ist nicht im Spiel. Eine optische Täuschung eher, hervorgerufen durch die Höhenunterschiede der umgebenden Topografie. Sagt man.

Wellenritt

Ein Segeltörn auf dem komfortablen Katamaran Shangri-La kann gleichzeitig zum Angelerlebnis werden, wobei die dicksten Fische die ausgekochtesten zu sein scheinen: sie beißen fast nie! Die kleineren machen in ihrer Gesamtheit letztlich doch eine erkleckliche Beute aus. Sie werden vom Steward in der improvisierten Kombüse fachmännisch seziert und zur Stärkung als Sushi gereicht. Richtig satt wird man beim verlockenden und üppig bestückten Seafood-Buffet in der Pacific Land Marina/Jungmun.

Höhenrücken

Als effizienter Hüftspeckkiller könnte sich nach einer solchen Völlerei die Besteigung des Seongsan Ilchulbong Peak erweisen. Etwas Puste braucht man schon, ihn zu erklimmen, doch der Panoramablick über Tal und Meer entschädigt für die rasselnde Lunge.

Meerestiefen

Unten in Seongsan bieten windgegerbte Haenyo ihre Unterwasser-Ernte feil. Haenyo sind „Seefrauen“, Apnoe-Taucherinnen, die ihren anstrengenden Beruf von früher Kindheit bis ins hohe Alter hinein ausüben und ihn seit Generationen ausschließlich an ihre Töchter weitervererben. Die jedoch träumen heutzutage eher von einem schicken Leben in der Großstadt.

Tintenfische, wie hier, sind eher der Beifang einer Haenyo. Ihre  reguläre Beute: seltene Abalone-Schnecken, die sie vom Meeresboden klaubt.  Der Autor dieses Fotos ist unbekannt. goodmeetings.com hat es von einem lokal aufgestellten Poster abfotografiert.

Tintenfische, wie hier, sind eher der Beifang einer Haenyo. Ihre reguläre Beute: seltene Abalone-Schnecken, die sie vom Meeresboden klaubt.
Der Autor dieses Fotos ist unbekannt. goodmeetings.com hat es von einem lokal aufgestellten Poster abfotografiert.

A walk in the park

Die Spirit Gardens sind eigentlich ein Bonsai-Museum. Innerhalb des 33.000 Quadratmeter großen Areals ist abgeschottet und nur durch ein geheimnisvolles Tor zugänglich der Secret Garden als nicht alltägliches Venue buchbar: mit attraktiver Villa (max. 50 pax), gemauerten Bars und Platz für BBQs (max. 300 pax) im großen Garten plus auf Knopfdruck aktivierbarem Wasserfall. Hier ist man garantiert unter sich. Internes Catering.

Johannesse

Wer’s pikant mag, tut sich im World Sex and Culture Museum um. Das Wunschdenken der Kreateure reflektierende Exponate gigantischen Ausmaßes lassen mitunter nicht nur das Auge des Betrachters in Ehrfurcht erstarren. Am Fuße des 1900 Meter hohen Mount Halla – dem schlafenden Vulkan – gedeiht der ganze Stolz der Insel: ‘Hallabo’ – besagte Orangen mit „Hut“ – gelten als die witzig geformte Crème der lokal angebauten Zitrusfrüchte.

Anreise

Flug via Incheon/Seoul, weiter per Inlandsflug oder Hochgeschwindigkeitszug/Fähre.

www.jejumice.or.kr 

http://kto.visitkorea.or.kr/eng.kto

Fotos: Christina Feyerke Erstmals veröffentlicht 2012. Aktualisiert 2013.