Quantensprung im Bio-Reservat
Blubb! Das Ding aus dem Sumpf ist trotz seiner zierlichen Erscheinung einer der Stars der Wetlands von Suncheon Bay: Den Boleophthalmus chinensis schmücken eng zusammenstehende, rangierfreudige Glupschaugen auf einem pausbäckigen Kopf und eine dekorativ getupfte Hautoberfläche. Ein Fisch? Jein! Eher eine amphibisch lebende Kreatur stehen geblieben zwischen den Entwicklungsphasen als glitschiger Gruß aus der Urzeit. Seit 400 Millionen Jahren suhlt sie sich hauptberuflich im Matsch, vermag, sich an Land wieselflink auf ihren Brustflossen hüpfend fortzubewegen, falls erforderlich auf ihren Schwanzflossen zu balancieren und bei Bedarf bedrohlich den Rückenkamm zu spreizen.
Das geht natürlich nur bei Ebbe. Niedrigwasser entblößt den durchlöcherten Sumpf mit Tausenden von Wohnhöhlen, in denen der Fisch und seine Kumpels in abgegrenzten Revieren leben und aus denen sie auf der Jagd nach einem saftigen Insekten-Snack unverhofft heraus schnellen – eine Aktion, der die Schlammspringer ihren Namen verdanken. Bisweilen kostet sie sie auch den Kopf, dann, wenn die Reiher-Population im Biotop mit gierig aufgerissenen Schnäbeln genau darauf wartet. Dramatische Szenen im ostasiatischen Feuchtgebiet!
Venue Wattenmeer: Nicht nur für Biologen, Botaniker und Ornithologen
Der die Landschaft prägende Dongcheon-Fluss teilt in Suncheon Alt- von Neustadt, um sich später in die gleichnamige Bucht zu ergießen. Sie wird von den Gezeiten regiert, vereint auf riesigem Gebiet Süßwasserflächen, Salzmarschen und weit reichende Schilfbetten teils versehen mit Holzstegen zur besseren Annäherung an Pflanzen- und Tierwelt. Von der Aussichtsplattform des Mount Yong-san aus lässt sich das von sanft-hügeligen Bergrücken beschützte Areal besonders gut überblicken. Dieses perfekt funktionierende Ökosystem ist Refugium für zahlreiche Arten und bietet speziell überwinternden Zugvögeln unberührten Lebensraum. Unter ihnen der Haubenkranich – als verehrtes Tier gehäuft auf koreanischen Kunstobjekten verewigt. Von Bord gemütlich tuckernder Boote mit überdachten Decks lassen sich die gefiederten Raritäten – und die knietief im Schlick steckenden Fischer beim mühsamen Ernten von Muscheln – aus nächster Nähe beobachten.
Das Eco-Museum auf dem Gelände ist mit gut ausgestatteten Tagungsräumen versehen und kann bis max. 300 Personen aufnehmen. Auch die Ausstellungshalle ist groß genug für diese Teilnehmerzahl. Weitere 80 Plätze und 48 Zimmer zum Übernachten bietet der Country Club.
Bewahrung der Natur als Lebensaufgabe
Suncheon ist Koreas ‘ökologische Hauptstadt’, die national im zweiten Jahr in Folge unter den Top 10 der lebenswertesten Städte rangiert. Ein Status, den sie der gelungenen Verschmelzung von gut funktionierender urbaner Infrastruktur mit der attestiert Ökologie-freundlichen Landwirtschaft der Region verdankt. Das Naturschutzgebiet selbst nimmt weltweit Platz 5 ein. Suncheon ist Freihandelszone und legt trotz industrieller Entwicklung Wert auf umweltschonendes Verhalten. So haben das staatliche Umweltministerium und die lokale Stadthalle einen Vertrag für ‘grünes’ Wachstum geschlossen. Ziel: ein nachhaltiges städtisches Wirtschaftsprogramm auf die Beine zu stellen, das nach Möglichkeit auf Ressourcen wie Solar-Energie zurückgreift respektive vorrangig fördert. Offiziell untermauert wird das Unterfangen durch Aufnahme ins Register des United Nations Environment Program (UNEP).
Internationale Gartenschau in Suncheon Bay 2013
Die Geburt der Gartenschau leitete 1862 die Royal Horticulture Society in London ein. Die in 2013 zwischen April und Oktober von Suncheon auszurichtende wird den ohnehin reizvollen Landstrich mit 30 Themengärten wohl aufs schönste weiter transformieren. Die Expo soll sich innerhalb der Bucht über eine Fläche von 152 Hektar erstrecken und weiterer Baustein dazu sein, Stadt und Region auf der Liste international als Ökologie-Zentren anerkannter Destinationen einen Spitzenplatz unter den ‘Green Growing Cities’ zu sichern.
Wie kommt man hin?
Flug von Deutschland nach Incheon Airport Seoul, von dort nationale Weiterflüge.
Schöner: Mit dem Hochgeschwindigkeitszug KTX in ca. 3 Stunden nach Yeosu und ca. 2,5 Stunden nach Suncheon.
Information zu Unterkünften, Dolmetschern, MICE-Fragen:
Koreanische Zentrale für Tourismus in Frankfurt/M. www.visitkorea.or.kr
Fotos: Christina Feyerke + Schlammspringer aus unbekannter Quelle
Erstmals veröffentlicht 2012 (Print-Medium). Aktualisiert 2013.