Salzburg: Elegant bis zünftig

3.09.2013

Marlene Dietrichs Lederhose

Wenn Marlene Dietrich der Sinn nach neuer, maßgefertigter Garderobe aus langlebigen Materialien stand – vielleicht sogar nach einer gemütlichen Lederhose in butterweichem Gamsleder – marschierte sie göttinnengleich Richtung Residenzplatz zu Salzburgs ältester Gerberei mit Ladengeschäft: den Jahn-Markls. Dort wird seit 1408 Leder und -Kleidung hergestellt und verkauft. Die Wämser und Strümpfe früherer Zeiten wichen nach und nach feschen Kostümen oder unverwüstlichen Krachledernen in modischem Chic samt dekorativ besticktem Latzverschluss mit Hirschhornknöpfen.

Nach allen Regeln der Zunft zu Leder verarbeitet werden Tierhäute in der firmeneigenen Sämischgerberei. Trachten-Gourmets identifizieren Originale aus dem Hause Jahn-Markl an der weißen Innenfärbung der Modelle. Dieses unverkennbare Brand-Merkmal wird durch Beigabe von Alaun erzielt, dreiste Fläschungen lassen sich so auf Anhieb schonungslos aufdecken. Geschmeidig, atmungsaktiv und waschbar wird das Leder durch Rückfettung mit Dorschtran, das auch für gute Hautverträglichkeit sorgt. Die antik wirkende exklusive Lederfarbe “Salzburger Altschwarz” wurde extra für Kaiser Franz-Josef entwickelt. Eines seiner schönsten Lederhosen-Exemplare ist in der Kaiservilla in Bad Ischl zu bewundern.

The fabled 'Lederhosen'...

The fabled ‘Lederhosen’…

Denn fern im Nebel der Zukunft schon
seh ich die Hose an meinem Sohn.
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt
und es ist nicht nötig, dass er sie schont.

Auch internationale Prominenz aus Kunst und Musik, Schriftstellerei, Politik oder Adel erfreut sich ungebrochen am zünftigen Alpin-Look als reizvoller Option. Frauenversteher Hans Albers hat seinerzeit seinen hanseatischen Körper mit rustikaler Tracht in Szene gesetzt und sogar Somerset Maugham seine kühl-britische Erscheinung damit umhüllt. Für Lokalmatadore wie Herbert von Karajan oder die bis heute auf der Beliebheitsskala hoch oben thronende Trappfamilie stellte sie ein selbstverständliches Bekenntnis zur eigenen Kultur dar. Die Geschichte der Trapps war Grundlage für die fünffach Oscar-gekrönte Hollywood-Produktion The Sound of Music. Die bescherte Salzburg einen wahren Besucheransturm aus den USA und verleitete statistisch jeden dritten Japaner zum Schmettern von Doe, a deel, a fe-male deel – womöglich in Lederhosen. Die Drehorte – unter anderen die Felsenreitschule, Schloss Leopoldskron oder Schloss Frohnburg – sind noch heute beliebte Locations – auch für Mice-Veranstaltungen! Man kann sie per geführter Tour mit einem Spezialbus erkunden.

Loch im Eimer – Schlüssel verloren?

Auch hier hätte die als sparsame preussische Hausfrau bekannte Hollywood-Diva Dietrich durchaus gesehen werden können: Mit ihrem kaputten Lieblingstopf in der Hand – auf dem Weg in die Getreidegasse 28 zur Schlosserei Wieber, die versteckt hinter einem unscheinbaren Holztor mit Hammer und Amboss Altes aufarbeitet und zur Freude ihrer Besitzer so auch ideelle Schätze in die Zukunft hinüberrettet. Vater und Sohn Wieber setzen in einem alten Gewölbe und in einem geschützten Innenhof die 1389 begonnene Familientradition fort. Sie bringen vom Zahn der Zeit benagte und auch als unrettbar eingestufte Stücke wieder auf Hochglanz: Barocke Gitter, alte Schlösser oder Zunftschilder – oder sie zaubern aus antiken Kostbarkeiten neue Schmuckstücke. Es dürfen aber auch trivialere Gegenstände sein wie schiefe Lampenschirme oder zerbeulte Kochutensilien – oder die Kopie eines verloren gegangenen Haustürschlüssels.

Schuster mit Leisten und Herr der Schirme

Wooden Sticks for handmade Umbrellas

Wooden Sticks for handmade Umbrellas

Der kleine, eher schmucklose Laden in der Pfeifergasse Nr. 3 hat nur mittwochs geöffnet. Dann nimmt Schuhmachermeister Herbert Haderer Maß am Kundenfuß, berät über Leder und Machart, Musterschuhe werden auf Passform getestet – und kurz darauf ein glücklicher Mensch wie auf Wolken in ein Leben ohne Hühneraugen und geschwollene Ballen entlassen. Bei Schnürlregen ist man am besten beschirmt von einer handgefertigten Kreation aus dem Hause Kirchtag (Getreidegasse 22). Die Manufaktur existiert seit 1903 und auch hier wird etwas ganz Seltenes durchgeführt: Reparaturen!

Wie kam die Burg zum Salz?

Die Geschichte der Salzgewinnung reicht zurück bis in die Keltenzeit. Das ‘Weiße Gold’ gab Stadt und Land ihre Namen, es brachte großen Wohlstand, entzündete erbitterte Feindschaften und dramatische Kriege zwischen rivalisierenden Salzdynastien. Mit der kontroversen Persönlichkeit Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau war nicht gut Kirschen essen, wenn es um Geld und Macht ging, doch ist Salzburgs heutige architektonische Schönheit seinem Ehrgeiz zu verdanken. Inspiriert von Reisen durch Italien strukturierte er das damals noch mittelalterliche Gesicht Salzburgs zu einem barocken Prunkstück à la bonheur um.

Wie so ein Salzstollen aussieht, zeigen anschaulich die ‘Salzwelten’ am Dürrnberg bei Hallein. Dort wurde der Abbau 1989 aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt. Im Rahmen einer interessanten Führung kann man in die Geschichte der Gewinnung dieses wertvollen Minerals eintauchen. Mit der Grubenbahn geht es hurtig hinein in den Stollen und über zwei lange Bergmannsrutschen direkt zu einem unterirdischen Salzsee.

Für Incentive-Gruppen werden durch lokale DMCs spezielle Programme angeboten, die die Teilnehmer in jene Zeit zurück katapultieren: Weiße Minenarbeiter-Kleidung verleiht der Erkundung des Stollens Authentizität, die Nachverfolgung der Route der Salzschiffe und Floße auf der Salzach vom Bergwerk in die Stadt vertiefen mitreißend erzählte Geschichten, beispielsweise die eines Floßbauers.

Wer es lieber süß als salzig mag, kann sich – um bei Traditionen zu bleiben – bei diversen Mozartkugel-Workshops schokoladigem Vergnügen hingeben. Bis hin zu wohligen Massagen mit der delikaten Masse.

Salzburg hat sichtlich mehr zu bieten als die sattsam bekannte eindrucksvolle Kulisse. Hinter den Mauern dieser charmanten Stadt – ein UNESCO-Weltkulturerbe – verbergen sich noch viele andere kleine Geheimnisse. Ein Streifzug durch die romantischen Durchhäuser der Innenstadt, ein Spaziergang über die Plätze und Gassen sind eine kleine Entdeckungsreise die anzutreten sich lohnt – offenen Auges und jenseits ausgetretener Pfade. www.salzburgcb.com

Fotos: Christina Feyerke

Veröffentlicht 2011. Aktualisiert 2013.